Primark, Action, Tedi & Co: Mein ewiger Zwiespalt mit Billigläden

Primark-Zwiespalt
Das Titelbild stammt aus 2012, von meinem allerersten Besuch in einem Primark.

Ich liebe Primark. Da mach ich gar keinen Hehl drum, denn ich will hier niemandem etwas vorlügen, schon gar nicht mir selber.

Während natürlich diverse negative Fakten mit Primark zusammenhängen, darf ich dabei nicht außer Acht lassen, dass ich ein besseres Konsumverhalten als viele andere Personen haben. Ich kaufe Kleidung nicht, um sie drei Wochen später gegen neuere, trendigere auszutauschen. Bei Primark beziehe ich Socken, Basics und Nerdklamotten. Gerade für letzteres war Primark lange meine favorisierte Quelle, denn wenn ich einen Blick zu zum Beispiel Elbenwald werfe und dort dann hauptsächlich Shirts sehe, die alle diesen unangenehm engen Kragen und obendrein halt die typischen Basic-Drucke haben, dann greife ich lieber zur bequemen Alternative. Die dann gerne auch mal einen Full-Print bietet und mir eine Abwechslung in Form von Jacken, ganzen Pyjamasets, Shirts, Pullis, Leggins und, ja, Socken bietet.

Aus diesem Grund hänge ich auch nach wie vor sehr an diesem Billigladen. Und meine Geschichte mit solchen Läden geht noch viel weiter zurück.

Als Kind habe ich zum Beispiel viele Kleidungsstücke von Kik und Hofer (kennst du, wenn du aus Deutschland kommst, besser als Aldi) besessen, und auch hier ist es nicht zwangsläufig die beste Qualität. Erst später kamen andere Dinge hinzu, die dann von C&A oder auch H&M waren und wer nicht völlig unter einem Stein lebt, weiß natürlich, dass die oftmals nicht anders gefertigt werden und teils sogar aus denselben Produktionsstätten in Bangladesch und hastenichtgesehen stammen.

Mit Markenkleidung hatte ich nie was am Hut, damit bin ich erst durch meinen Partner in Berührung gekommen, der ein großer Fan von Tommy Hilfiger ist und bis heute (wir haben dieses Jahr unseren 10. Jahrestag gefeiert) diskutieren wir immer wieder darüber, weil ich nicht der Überzeugung bin, dass Markenkleidung eine wesentlich bessere Qualität bietet – er wiederum schon.

Aber mein Zwiespalt bezüglich Billigläden ist ganz anderer Natur. Dumpingpreise sind nunmal nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar, gleichzeitig versuchen sich immer mehr Unternehmen daran, ihre Kunden durch falsche Zertifikate an der Nase herumzuführen. PEPCO hat nun in einem Einkaufszentrum in unserer Stadt aufgemacht und weil eine gute Bekannte das auf ihrem Profil geteilt hat, wurde ich skeptisch. Mehr dazu habe ich schon auf Twitter geteilt:

Und das wiederum bringt mich zu meinem Konflikt zurück, den ich nun schon seit Monaten mit mir selbst führe.

Begonnen hat alles damit, dass ich Lust darauf hatte, bei SHEIN zu bestellen und dann der YouTube Kanal offen un’ ehrlich ein Video zu genau der Kette veröffentlicht hat. Wer mich kennt, weiß: Sobald es um Designklau geht, kenn ich keinen Spaß mehr. Ich geh auch schon seit Jahren nicht mehr zu Zara, weil die auch so etwas gemacht haben. Als das rauskam, war es für mich zu Ende.

Dann kam ein zweites Video von Simplicissimus hinzu, eigentlich eine zweiteilige Reihe. Am relevantesten finde ich persönlich aber den ersten Teil, da er zeigt, in was für eine missliche Lage wir uns durch solche Fast Fashion Läden aber bringen.

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Natürlich geht es aber nicht nur um Fast Fashion, denn auch Geschäfte wie Flying Tiger oder Action bieten Kram, den eigentlich absolut keiner braucht, und das zu Spottpreisen. Man lässt sich hinreißen, nimmt es mit, weil es ja eine witzige Idee ist, und der Einkaufskorb wächst und wächst, weil man am Ende ja kaum Geld bezahlt. Man bedient seine Konsumsucht damit, sich durch Regale voller Sachen zu wühlen, die zu Hause dann in einem Schrank landen und die mit Glück ein, zwei Mal benutzt werden.

Versteh mich nicht falsch, für gewisse Personenkreise sind diese Läden überlebenswichtig, das ist wie mit den Noname-Lebensmitteln, ohne die manche Menschen in unserer Gesellschaft einfach den halben Monat nichts im Kühlschrank hätten! (Kein Diss an der Stelle, ich hab solche Sachen selbst zu Hause!)

Aber sollte man als Person, die finanzielle Mittel dazu hat, sich höhere Qualität zu kaufen, denn überhaupt noch guten Gewissens in Primark & Co. reinspazieren? DAS ist der Konflikt, den ich in den letzten Monaten andauernd wieder mit mir führe. Und dann gebe ich doch wieder nach, weil ich für mehr Geld zwar bessere Qualität bekomme, die dann aber keine Pokémon oder sonst was drauf hat. Gleichzeitig befeuere ich durch mein Zutun nur weiter diese Industrie, die ich doch eigentlich verurteilen sollte.

Ist es ein Weg, meinen CO2-Fußabdruck auszugleichen, wenn ich gleichzeitig darauf achte, meine Lebensmittel so einzukaufen, dass dieser gut ausgeglichen wird? Dass ich immer mehr auf vegane Produkte setze (was wegen meiner Laktoseintoleranz sowieso nur Vorteile für mich hat), gleichzeitig aber zweimal im Jahr zu Primark spaziere?

Ist es damit getan, dass ich meine Kleidungsstücke so lange trage, bis sie kaputt gehen, um möglichst wenig im Schrank zu haben, das ich sowieso nicht trage? Und diese Dinge dann regelmäßig zu spenden?

Was ist mit der leisen Stimme in meinen Kopf, die irgendwann aufgeschnappt hat, dass den ausgebeuteten Arbeitern auch nicht damit geholfen ist, gar nicht mehr bei den Läden einzukaufen, weil sie dadurch ihre Arbeit eben verlieren würden? Wie realistisch ist dafür das Szenario, dass diese Menschen jemals ein besseres Leben durch die Unternehmen haben können, bei denen ich einkaufe?

Ist es überhaupt der richtige Weg, solche Dinge der Gesellschaft aufzubürden? Wäre es nicht der bessere Weg, wenn sich die Regierungen darum kümmern, solche Unternehmen mit Strafen zu konfrontieren, durch die dann Hilfs- und Umweltprojekte finanziert werden können?

Wie weit kann man das eigene Konsumverhalten in eine nicht-materialistische Richtung drängen, wenn man Figuren sammelt, Videospiele auf allen möglichen Konsolen zockt und vor allem selbst einen Onlineshop mit Schmuck, Accessoires und Lifestyleprodukten betreibt? Würde ich nun bei selfesteem alles darauf umstellen, dass nichts mehr aus Plastik sein könnte, dann war es das mit dem Shop und ich bin arbeitslos. Es gibt nunmal nicht genügend Kunden, die Interesse daran hätten, so etwas nur in 100 % Nachhaltigkeit zu unterstützen. Und ich bezweifle, dass sich das auch moralisch umsetzen ließe, denn da wäre ja trotzdem wieder eigentlich unnötiger Konsum damit verbunden. Denn wer braucht Schmuck, um zu überleben? Und: Auf meinen Webseiten gibt es Werbung, auch das lässt sich nicht damit vereinbaren, ein Leben völlig ohne Materialismus zu führen!

Mich von SHEIN und Zara zu distanzieren, weil sie Designs klauen (oder geklaut haben, bei Zara weiß ich ehrlich nicht, was da aktuell Sache ist), fällt mir wesentlich leichter, als meinen Fuß das ganze Jahr über aus den anderen Läden zu lassen. Was den Rest angeht… du kennst nun meinen Konflikt. Wie siehst du die Sache?

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