Lügner erkennen

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Gibt es tatsächlich Gesten, die einen Lügner als solchen enttarnen können? Was wäre es nicht für eine großartige Möglichkeit, so etwas auf Anhieb festzustellen. Doch nicht immer ist dies so einfach, wie es sich im ersten Moment anhört. Neben ein paar von der Körpersprache unabhängige Dinge, wie zum Beispiel Abwandlungen im Geschehen bei wiederholtem Erzählen, gibt es ein paar Cluster, die Lügen mit sich bringen.

Cluster sind Muster, die von der Körpersprache eines jeden Menschen gebildet werden und nur in bestimmten Situationen auftreten.

Symmetrie zum Beispiel ist etwas, das nicht zum menschlichen Körper gehört. Lügt eine Person, so ist sie stark darum bemüht, eine gleichbleibende Körpersprache zu zeigen, wenn auch unbewusst. Nicht nur eine Schulter, sondern gleich zwei werden dabei gehoben, während energisch die Lüge erzählt wird.

Auffallend ist hier bei der Körpersprache zum Beispiel auch, dass häufiger ein direkter Augenkontakt hergestellt wird, als der moderne Mythos dafür vorsieht. Wer nicht ehrlich ist, macht sich in den meisten Fällen während dem Gespräch sehr klein oder beginnt Barrieren zwischen sich und dem Gesprächspartner aufzubauen.

Nicht selten werden dabei Sachen, die zuvor noch in der Hand gehalten worden sind, dazwischen abgestellt und gelangen nicht mehr an ihren ursprünglichen Platz zurück. Händeringen ist ein weiteres Zeichen, das vor allem einen Vorboten von Lügen darstellt. Der Körper beginnt sich anzuspannen, die innere Unruhe wird immer deutlicher. Nebenher wird oft auch das Gesicht berührt, Hände werden aneinander gerieben oder Arme werden verschränkt.

Nicht auf die vielen Mikroexpressionen vergessen, die beim Enttarnen einer Lüge helfen werden!

Lügner setzen den ganzen Körper ein

Da lügende Personen oft eine Abwehrhaltung einnehmen, um bereits instinktiv alles von sich zu weisen, lehnen sie sich meist auch mit dem ganzen Körper zurück.

Häufiges Schlucken ist das Ergebnis von übermäßiger Speichelproduktion, da der Betroffene nervös wird und überlegen muss, was für eine Antwort nun zu geben ist. Auch werden Füße meist unruhig. Lügner beginnen zu wippen und blinzeln viel.

Als letzten und zugleich auch deutlichsten Cluster sind sogenannte Duping Delights zu nennen. Hat die lügende Person das Gefühl, mit den eigenen Worten durchzukommen und gleichzeitig auf Glauben zu stoßen, zeigt sich eine kurze Freude. Diese ist so gering, dass es sich dabei um ein Lächeln handelt, das nur wenige Sekundenbruchteile die Lippen der Person umspielt.

Duping Delights sind kurze Sekunden, in welchen sich Freude über den Erfolg mit der eigenen Lüge durch ein kurzes Lächeln zeigt.

Je mehr solcher Cluster bei einer Person zu beobachten sind, desto wahrscheinlicher ist es natürlich auch, dass man selbst gerade einer Lüge zum Opfer wird.

Wie gut lässt sich Körpersprache vortäuschen?

Auch, wenn sich unsere nonverbale Körpersprache nahezu schon peinlich genau einstudieren lässt, ist es unmöglich, all die Details vorzuspielen, die dazu nötig sind, um eine vollständige Emotion wiederzugeben. Personen, die mit der Thematik gut vertraut sind, könnten so etwas binnen weniger Sekunden durchschauen.

Häufige Fehler beim Lesen von Gesichtern

Um einer Lüge auf die Schliche zu kommen, gibt es oftmals ein paar Tücken, die dabei zum Vorschein kommen. Diese lassen sich im Groben auf drei gewisse Bereiche festlegen; Isolation, Kontext und sozusagen Blindheit.

Bei der Isolation geht es darum, dass bekannte Mimik, die etwa darauf hinweist, dass sich der Redende soeben selbst abschirmt und eine Art Isolation betreibt. Hier passieren häufig Fehler, da einzelne Gestiken oder Gesichtsausdrücke zwar darauf hinweisen können, aber erst bei gehäuftem Auftreten zum wirklichen Indiz dafür werden. Abgesehen davon besteht jederzeit die Gefahr, dass etwas in die ganze Sache hineininterpretiert wird, das gar nicht da ist.

Der Kontext ist insofern wichtig, da in einem solchen Fall nicht ausschließlich die nonverbale Kommunikation, sondern auch das gesprochene Wort in die Deutung einfließen müssen, ob hier soeben Unwahrheit gesprochen wird, oder nicht. Dies beginnt bereits bei der Stimmlage und Wortmelodik, endet aber in jedem Fall an dem Punkt, worum sich das Gespräch überhaupt dreht. Denn auch bei einer fiebrigen Diskussion, in welcher der Gesprächspartner energisch auf die eigene Meinung pocht können ähnliche Gesten verzeichnet werden, die auf eine gewisse Nervosität hinweisen. Vor allem immer dann, wenn der Betroffene das Gefühl vermittelt bekommt, nicht im Recht zu sein.

Als letztes schwingt immer eine gewisse Blindheit mit, welche darauf anspielt, dass gewisse Eigenarten einer Person so dominant auf uns wirken, dass sie in einer solchen Analyse gar nicht direkt wahrenommen werden. Auch im Fall von etwa beeinträchtigter Sicht, da Kurzsichtigkeit oder andere Problematik besteht, kann es vorkommen, dass gewisse Details außer Acht gelassen werden, da sie gar nicht weiter wahrgenommen werden können. Dies gestaltet zum Beispiel auch eine gute und einwanfreie Feststellung immer dann als schwierig, wenn diese während einer gemeinsamen Aktivität stattfindet, bei der kein durchgehender Blickkontakt möglich ist. So etwa beim Shopping oder Spaziergang.

Die meisten Personen haben übrigens weniger Probleme mit einem Gespräch, wenn währenddessen kein oder nicht sehr viel Blickkontakt hergestellt wird.

Lüge ist nicht gleich Lüge

Nicht sofort die Wahrheit zu sprechen oder zumindest ein paar Fakten unter den Tisch fallen zu lassen, liegt beinahe schon in der Natur des Menschen. Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass ein gewisses Thema womöglich unangenehm wäre, sondern da das Flunkern gewissermaßen automatisch passiert und gar nicht weiter aktiv wahrgenommen wird.

Wichtig ist hier, zwischen einzelnen Schemata zu unterscheiden. Nicht immer deuten Anzeichen einer Lüge darauf hin, dass diese soeben aus bösen Stücken geschieht. Sogar öfter ist der Grund, dass bei einer Meinung keine direkte Übereinstimmung besteht. Da Widerwillen rein emotional gesehen eine ähnliche Quelle hat, wie die Unwahrheit zu sprechen, deutet sich meist ähnliche Gestik an.

Signale für Einwände, Ablehnung und Zweifel

Hochgezogene Brauen bedeuten bei eher geringem Anheben Interesse und sind in diesem Fall nicht negativ behaftet. Sehr eindeutige Signale, die bei Einwänden und Zweifeln auftreten, zeigen sich bei der Partie der Augenbrauen. Werden diese sehr stark hochgezogen, signalisiert das starke Überraschung im negativen Sinne oder auch die pure Skepsis. Bei einem zusätzlichen Hochziehen der Augenlider wird aufkommender Ärger signalisiert. Meist endet das auch direkt in einem beinahigem Flattern der Lider.

Werden die Lippen geschürzt, bedeutet das im Normalfall, dass der eingebrachte Vorschlag abgewägt wird. Genauso kann es allerdings auch bedeuten, dass an der Stelle über einen eigenen Einwand nachgedacht wird und somit eine gänzlich andere Situation in Erwägung gezogen wird.

Ablehnung wird hingegen speziell mit Lippen- und Nasenpartie ausgedrückt, was bei einem leichten Rümpfen beginnt und erst mit hochgezogenen Lippen endet. Was wir bereits aus der Tierwelt kennen, wenn die Zähne gefletscht werden, hat sich bei der Menschheit im Laufe der Jahre zwar nicht ganz verloren, ist aber nur noch ganz gering vorhanden.

Bemerkte Signale von Einwänden oder Ablehnung können entkräftend genutzt werden. Wenn darauf eingegangen wird, dass offensichtliche Bedenken bestehen, erscheint dies nicht offensiv und nimmt sprichwörtlich den Wind aus den Segeln.

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