Die Sache mit der Kritikfähigkeit

Ich hatte letztens eine recht unschöne Diskussion im Instagram-Kommentarbereich vom Love Meets Haupaccount. Über die ärgere ich mich ehrlich gesagt selbst heute noch. Nicht, weil es eine Diskussion an sich gegeben hat, sondern da für mich von Anfang an klar war, dass ich sie nicht gewinnen könnte. Ganz gleich, was ich sage.

Die Sache ist: Bei Diskussionen geht es natürlich überhaupt nicht darum, ob man gewinnt oder verliert. Aber grade in der Buchbubble wird mit Aussagen wie „der Autor ist nicht kritikfähig“ und „die Autorin ist problematisch“ um sich geworfen, als wären es Bonbons, für jeden zur freien Entnahme. Ist dann einfach ein wenig uncool, wenn man das über sich selbst auch mal wieder zu hören bekommt, wenn man doch ganz genau weiß, dass dem nicht so ist.

Von positiven Interaktionen, wenn jemand einen Autoren kritisiert hat, wird man selten(st) lesen oder hören. Der Rest, der vielleicht im Gegensatz dazu einen winzigen Prozentteil ausmacht, verbreitet sich dafür oft wie ein Lauffeuer. Und es reicht wirklich, ein bisschen bekannter zu werden, damit auch genug Menschen angetanzt kommen, die einem nichts gönnen und einfach nur haten wollen. Ob Kritik dann berechtigt ist, zählt nicht. Im schnelllebigen Zeitalter von Social Media ist nur wichtig, was für eine Emotion bei uns hängen bleibt. Und da funktioniert Empörung nun mal ausgezeichnet.

Passend zum Thema:

Um Kritikfähigkeit geht es ehrlich gesagt in diesem Blogeintrag nur entfernt. Was ich zu dem Thema so zu sagen habe, kann man in der Caption vom Reel gleich neben diesem Absatz hier gut ablesen. Aber das, worum es mir geht, wird oft mit Kritikfähigkeit in Verbindung gebracht, und das nervt mich.

Wir kommen an dieser Stelle zurück zur unschönen Diskussion von letztens.

Mit ziemlicher Antipathie wurde ich gefragt, worauf denn meine BDSM-Fachkompetenz genau beruht. Mir war von vornherein klar, dass ich, wenn das Wording schon so auf Kampf ausfällt, vermutlich bloßgestellt werden soll. Also wäre es ganz egal gewesen, was ich antworte. Selbst, wenn ich eine quasi-Doktorarbeit zum Thema geschrieben hätte, wäre das wohl nicht genug gewesen. Dann hätte man mir noch immer vorwerfen können, was ich nicht alles falsch mache, weil meine BDSM Romance Bücher angeblich in keiner Form der Realität entsprechen.

Ich werfe an der Stelle gerne mal den Begriff Lebensrealität in den Raum. Das ist nämlich nichts anderes als eine Diskussion über – erneut werfe ich einen Begriff ein – zum Beispiel Depressionen. Was es da für Streitereien gibt! Dass Darstellung xy nicht der Realität entsprechen würde, nur weil sich der Leser nicht vorstellen kann, dass manche Depressive durchaus täglich weinen und sich traurig fühlen! Es reicht oft sogar die sexuelle Unerfahrenheit eines Lesers, dass es heißt, eine Stellung oder ein Geschehnis sei nicht möglich. Ich habe mal mitgekriegt, dass sich jemand darüber aufgeregt hat, weil ein männlicher Charakter direkt nach dem Orgasmus weiter Sex haben konnte. Sei ihr selbst noch nie passiert. Hoffentlich liest sie nicht meine Bücher.

Ihr versteht jedenfalls, worauf ich hinaus will.

In diesem Fall, in meiner Diskussion von letztens, haben wir eine weitere schwierige Komponente. Im weiteren Verlauf wurde nämlich recht direkt geäußert, dass ich – sinngemäß wiedergegeben – also keine persönliche Erfahrung damit habe. Das habe ich allerdings mit keinem Wort so gesagt. Ich will aber auch nicht darüber öffentlich im Internet diskutieren. Was da nämlich gerne vergessen wird: Es wäre mein Sexleben, über das wir dann so freizügig in aller Öffentlichkeit diskutieren! Warum zur Hölle sollte ich das tun, was erlaubt sich diese Person überhaupt, mich deswegen so anzugehen, nur weil ich das nicht möchte?

Mein Partner hält sich gezielt aus dem Internet fern, und mein Sexleben ist ein Thema, das ganz offensichtlich nicht mich alleine betrifft. Und da im Laufe der Diskussion darauf herumgeritten wurde, zu welchen Personen aus der Szene ich denn persönlichen Kontakt hätte, hier dieselbe Frage: Wen zur Hölle geht das Sexleben völlig fremder, realer Personen etwas an, wenn sie nicht selbst offen und in aller Öffentlichkeit darüber sprechen?

Nein, diese Diskussion ärgert mich wirklich bis heute noch, weil ich es als Frechheit empfinde. Als eine Grenzüberschreitung sogar, da weiter darauf herumgeritten wurde, nachdem ich schon klargestellt habe, dass ich mein Sexleben nicht öffentlich besprechen werde. Ironisch, dass ausgerechnet im Zusammenhang mit Themen wie BDSM, Konsens und Grenzen ebendiese Grenzen munter ignoriert werden.

Worauf will ich mit diesen Zeilen eigentlich hinaus?

Es kotzt mich offen gesagt an, dass man sich als Autor jede Frechheit gefallen lassen soll, weil man sonst direkt als kritikunfähig diskreditiert wird.

Ich stelle ständig aufklärenden Content bereit – über BDSM, Konsens, Red Flags, you name it, um einen Safe Space zu erschaffen, in dem Leser ihre Fantasien ergründen können. Wer sich den Content genauer ansieht, sollte merken, dass ich Ahnung habe, wovon ich schreibe.

Wer meine BDSM Romance Titel nicht lesen möchte, weil ich mich weigere, das Thema – ob persönliche Erfahrungen damit existieren oder nicht – öffentlich zu besprechen, der soll es eben bleiben lassen. Dass ich diese Haltung einnehme, hat aber nichts, und zwar wirklich rein gar nichts, damit zu tun, ob ich mit Kritik umgehen kann oder nicht. Hier geht es ausschließlich darum, dass ich Grenzen ziehe und diese auch bei Bedarf verteidige. Vor allem, weil es hier nicht um mich alleine geht. Und das ist gefälligst zu respektieren.

Ich finde es im Übrigen höchst ironisch, dass man mir deshalb vorzuwerfen versucht, ich würde das Thema nicht realistisch darstellen, da ich diese Bücher überhaupt erst deswegen zu schreiben begonnen habe – weil mir eine realistische Darstellung gefehlt hat, die vor allem nicht übergriffig oder toxisch ist.

Ein Video von mir zu dem Thema

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