
Mit Amazon (& natürlich anderen Affiliatelinks) lässt sich jede Menge Geld verdienen. Glaub mir; ich weiß, wovon ich spreche.
Und gerade, weil ich selbst mit Amazon einen Teil meines Einkommens verdiene, fallen mir die Muster natürlich auf, die in unzähligen Seiten auf Facebook angewendet werden, um dir, dem amüsierten Follower, Dinge zu verkaufen. Natürlich zahlst du keinen Cent mehr, als wenn du das Produkt selbst auf Amazon entdeckt hättest. Ein Teil davon fließt aber als Provision an denjenigen, der dir das Produkt empfohlen hat, vorausgesetzt du klickst auf seinen Affiliatelink. Und genau darum geht es heute.
Schleichwerbung – das sagt das Gesetz
Auszug aus dem TMG § 6 Besondere Pflichten bei kommerziellen Kommunikationen:
Kommerzielle Kommunikationen müssen klar als solche zu erkennen sein.
Auszug aus UWG § 5a Irreführung durch Unterlassen:
Unlauter handelt auch, wer den kommerziellen Zweck einer geschäftlichen Handlung nicht kenntlich macht, sofern sich dieser nicht unmittelbar aus den Umständen ergibt, und das Nichtkenntlichmachen geeignet ist, den Verbraucher zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.
Problematisch sind diese Facebookseiten also insofern, dass sie mit vermeintlichen witzigen Produktfunden und schnellen Empfehlungen zum Kaufen bewegen. Und da nicht erwähnt wird, dass es sich dabei um Werbung handelt oder der Betreiber dieser Seite davon profitiert, wird der kommerzielle Zweck verschwiegen.
Wie funktionieren Affiliatelinks von Amazon?
Wer einmal auf den Link von einem Amazon Affiliate klickt, löst zunächst einen 24-stündigen Cookie aus. Wird innerhalb dieser Zeit eine Bestellung bei Amazon abgeschickt, profitiert der Affiliate finanziell davon. Er erhält anteilig Provision, und zwar auf den gesamten Warenkorb dieser Bestellung.
Deswegen ist es übrigens auch völlig egal, wenn dir total absurde Produkte gezeigt werden, die so bescheuert sind, dass man sie gesehen haben muss, sie aber sowieso nicht bestellen würde. Denn fällt dir innerhalb der 24 Stunden dann ein, dass du noch schnell eine Großpackung japanischer Ramen brauchst und bestellst du die, gibt’s auch dafür Provision für den Affiliate. Deswegen ein Cookie.
Einzig ein Löschen der Cookies im Browser vor dem Absenden der Bestellung durchbricht diese Kette. In so einem Fall greift auch der 24-stündige Cookie nicht.
Hast du also nun deinen Browser am PC so eingestellt, dass er direkt beim Beenden alle Cookies löscht, was es das. Nun kannst du dir selbst denken, wie das mit dem schnellen Browsen und Aufrufen von Affiliatelinks am Handy ist. Denn hier werden Cookies so gut wie nie gelöscht.
Und seien wir mal ehrlich: Selbst 1 % Provision vom Warenkorb macht einiges aus, wenn eine Seite insgesamt 100.000 Personen erreicht. Brauchen nur 100 Personen davon einen Kauf auf Amazon abschließen, bei durchschnittlich 20 € sind das schon 20 € pro Tag. Im Monat 600 €, hinzu kommen dann die ganzen geteilten Beiträge, täglich folgt ein neuer Beitrag mit Affiliatelink und von den ganzen bereits in die Welt gesetzten Postings profitiert man mit etwas Glück natürlich auch noch. Jetzt bräuchte man nur ein paar solcher Facebookseiten eröffnen und schon hat man ein ganzes Geschäftsmodell gestartet, von dem sich jeden Monat ein schönes Einkommen generieren lässt.
Versteh mich nicht falsch: Ich finde es absolut nicht verwerflich, mit Affiliatelinks sein Geld zu verdienen. Mach ich selbst doch auch. Aber ich kann es nicht ab, wenn man dabei nicht transparent ist. Ganz abgesehen davon, dass es eben auch gegen geltendes Recht verstößt.
Affiliatelinks lassen sich ohne Markierung nachweisen
Und zwar am sogenannten Tag, den jeder Affiliate hat. Als Beispiel müssen wir nur mal die Seite Total Blödes Kuh nehmen.
Dieser Link ist natürlich zunächst ein Kurzlink. Im Browser geöffnet sehen wir aber die komplette Adresszeile:
Und jetzt schauen wir uns mal an, wie häufig die Seite solche Links setzt.
Also wirklich täglich. Immer schön zwischen ein paar lustigen Bildern, die genauso gern von der Community geteilt werden, damit die schnell heranwächst und man noch mehr Personen in seine Reichweite zieht, von deren Käufen man im Anschluss Provisionen kassieren kann.
Und die Likes, Kommentare und Teilungen zeigen, dass dieses Konzept unglaublich gut funktioniert.
Welche Seiten machen das sonst noch?
Mehr, als ich hier aufzählen könnte, weil ich sie natürlich nicht alle kenne. Aber es gibt sie, und das seit Jahren. Manchmal ändern sie ihre Namen, manchmal schließen sie und öffnen eine neue Seite, weil die vorige nicht mehr so gut läuft. Außerdem wird auch immer wieder auf andere Affiliatepartner ausgewichen.
Hier ein paar Beispiele:
Ich wünsch’ dir noch ein geiles Leben
Machen mit zahlreichen Affiliatelinkszu Shirtee rund 75 % Provision pro Kauf abschließen können (Quelle) und anstelle einer richtigen Werbekennzeichnung immerzu mit “gibt es hier” oder “hier gefunden” aufwarten.
Reichweite: Mehr als 220.000 Abonnenten.
Sprüche für jeden Anlass
Haben einige Postings, die überhaupt nicht ihrem Motto für Sprüchen entsprechen, die dann entweder zu Artikeln von Nischenseiten verweisen oder direkt auch Affiliatelinks nutzen, wie dann in URL-Zusätzen zu sehen ist, die “aff” oder “affiliate” behinhalten. Verweise zu Webseiten enthalten häufig nicht die reine URL, sondern Ergänzungen, wie “promo”. Und hier wird auch gerne mehrmals pro Tag etwas mit einem Affiliatelink gepostet.
Reichweite: Mehr als 150.000 Abonnenten.
Sprüche & Gefühlschaos
Ordnen sich unter die Facebook-Kategorie “Just For Fun” ein, sehen aber offensichtlich keine Notwendigkeit darin, ihre ganzen Abonnenten darüber aufzuklären, dass sie mit ihren Klicks potenziell Geld machen.
Reichweite: Mehr als 98.000 Abonnenten.
Das ist schmutzig, falsch und moralisch höchst verwerflich. Bin dabei.
Lustige Bilder, freche Memes und jede Menge Schleichwerbung. Meist mit “Gibt’s hier” oder “mehr sehen” beschrieben, was keine eindeutige und damit auch keine zulässige Werbemarkierung ist.
Reichweite: Mehr als 1,3 Mio. Abonnenten.
Mit Ironie kommste nich so klar, gell?
Selbes Prinzip, natürlich ist der Titel catchig und man abonniert recht schnell, weil man sich genau so schön frechen Inhalt wie auf den Spruchbildern in Zukunft öfter erhofft. Auch hier kommt es häufig zu Postings von Nischenseiten, die in der URL Zusätze, wie “campaign” oder “promo” haben.
Reichweite: Mehr als 340.000 Abonnenten.
kennst du das, wenn du auf deine freunde zugehst und schon 20 meter vorher grinsen musst ? :D
Affiliate Links zu unterschiedlichen Shops und auf Webseiten, vor denen beim Anklicken sogar Facebook warnt.
Reichweite: Mehr als 180.000 Abonnenten.
Schnell selbst gemacht für wenig Geld
Bindet Werbelinks zu Webseiten und auch Affiliatelinks ein. Führt im Gegensatz zu anderen bisher genannten Seiten aber zumindest ein Impressum an; gehört der Rocket Media UG an, was das ganze Natürlich nicht weniger problematisch macht, denn Schleichwerbung bleibt das trotzdem.
Reichweite: Mehr als 880.000 Abonnenten.
Mein Fazit zu der ganzen Sache
Ich finde es ganz schön frech, wie hier mit der Unwissenheit von Leuten Geld gemacht wird. Die geteilten Beiträge machen ja die große Runde und sind so auch im Profil derjenigen ersichtlich, die sie teilen, liken und kommentieren. So erhöht sich die Reichweite jeder Gruppe eben nochmal um potenziell mindestens die Freundelisten derjenigen, die zu deren Abonnenten zählen.
Die Community wird oftmals aufgefordert, mitzuhelfen und lustige Beiträge per Nachricht reinzusenden. Wer problematisch wird, landet gern mal auf der Blockliste. Ein Impressum hat kaum eine der Seiten.
Das ist schmutzig, falsch und moralisch höchst verwerflich. Bin dabei. bietet eine Webseite an, auf der man auch ein Impressum findet. Und auf dieser Website ist die Startseite ebenfalls voller weiterer Werbeposts, die sich ganz im Sinne des “infinite scrollings” jedes Mal weiter ergänzt, wenn man am Ende der geladenen Artikel angelangt ist. Auch dafür macht es ordentlich Ka-Tsching.
Total Blödes Kuh verweist in seiner URL auf den Onlineshop tassen-bedruckt.com, was dann auch dafür nochmal eine eigene Schleichwerbung an sich ist. Denn auch die Mailadresse der Seite geht an diese URL und das macht den Betreiber dieses Shops ganz offensichtlich zum Betreiber der Facebookseite. Es ist aber mitnichten klar erkennbar, wenn man einen Post davon in die eigene Timeline geschwemmt bekommt, dass es sich um die Seite eines Unternehmens handelt.
Für Schleichwerbung macht sich übrigens nicht nur der Influencer, sondern auch das beworbene Unternehmen strafbar.