Warum ich ein Problem damit habe, wie sich die “Body Positivity” Bewegung entwickelt

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Uhhh, dieses Thema ist unbequem, ich weiß. Und ich weiß auch, dass jetzt schon die ersten Leser in den Startlöchern dazu stehen, auf die Tastatur zu dreschen und ein Essay darüber zu schreiben, warum ich ein furchtbarer Mensch bin, dass ich es wage, die #BodyPositivity Bewegung zu kritisieren.

But hear me out.

Ich bin keine Bohnenranke, die sich nur das nächste Thema im Internet gesucht hat, über das sie nen Exposed-Artikel schreiben kann. Mein eigener BMI liegt jenseits der 30, und ich habe seit Jahren eine Binge-Eating-Störung, gegen die ich aktuell effektiv zu arbeiten versuche. Ich widerspreche Bodyshaming aufs Schärfste und dieser Beitrag soll so etwas auch in keinster Weise sein. Ich vertrete die Meinung, dass kein Mensch aufgrund seines Aussehens zu benachteiligen ist, damit auch aufgrund seines Gewichts.

Wenn ich aber sehe, dass jemand bewusst die Body Positivity Bewegung dazu nutzt, seine eigenen Misserfolge beim versuchten Gewichtsverlust und die Entscheidung zu starkem Übergewicht zu rechtfertigen und nicht nur Akzeptanz dafür verlangt, sondern mit Hashtags wie #Antidiät und #Fatliberty fordert, dieses Körperbild zu glorifizieren, dann ist bei mir Schicht im Schacht.

Das nehm ich nicht unkommentiert hin.

Worum geht es bei Body Positivity überhaupt?

Die Bewegung setzt sich dagegen ein, dass unrealistische und diskriminierende Schönheitsideale weiter in der Welt beibehalten werden. In den USA hat sie sich längst zum Fat Acceptance Movement weiterentwickelt, was sich auch bei uns (insbesondere eben auf Instagram) immer mehr durchzusetzen scheint.

Eigentlich geht es dabei darum, die Selbstakzeptanz über das eigene Körperbild hinaus zu erreichen. Themen, wie soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Anti-Diskriminierung spielen in der Bewegung ebenso eine Rolle.

Aber sie hat natürlich ihre berechtigten Kritikpunkte, denn weiterhin steht dabei das Körperbild im Vordergrund. Dem setzt sich die Body Neutrality Bewegung entgegen, in der es darum geht, Attraktivität an die inneren Werte zu binden und eine echte Befreiung von patriarchalen Strukturen und Selbstobjektifizierung zu erreichen.

Warum habe ich ein Problem damit, wie sich die Bewegung entwickelt?

Auf Instagram gibt es unter dem Hashtag Posts wie zum Beispiel den folgenden:

Marshmallow-Mädchen-Instapost

Dieser hat mich heute dazu bewegt, dem Account zu entfolgen, den ich eigentlich bislang sehr positiv wahrgenommen habe. Ich fand es gut, dass man sich gegen das Stigma einsetzt, mit dem viele Übergewichtige tagtäglich zu kämpfen haben. Nun war ich allerdings länger nicht mehr auf Instagram aktiv und habe daher einiges verpasst. Und als mir bewusst geworden ist, mit welcher Gangart das Marshmallow Mädchen an die Thematik herangeht, hab ich mich nicht mehr mit ihren Inhalten identifizieren können. Es ist etwas in mir zerbrochen. Einerseits wegen dem Spruch, die Waage sei eine Geißel der Diätindustrie, andererseits wegen einigen der genutzten Hashtags.

Marshmallow-Mädchen-Instapost-Hashtag

Wichtiger Disclaimer: #fettakzeptanz und #fatliberation finde ich nur in diesem Zusammenhang problematisch! Es ist nicht in Ordnung, fette Menschen (ich benutze diese Begrifflichkeit nun, da es um #fettakzeptanz geht) schlechtzureden und zu diskriminieren, nur weil sie fett sind. Vor allem, da man nicht weiß, was dazu geführt hat, dass sie so aussehen. Das ist es, was für mich ein wichtiges Pro-Argument für die Body Positivity Bewegung ist.

In einem früheren Beitrag schreibt sie zum Beispiel auch #abnehmenmachtdick.

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Was ich in diesem Account mittlerweile sehe ist keine Unterstützung der Body Positivity Bewegung mehr, sondern eine Glorifizierung von ungesunden Körpern, vermutlich sogar unbewusst seitens der Bloggerin. Sie macht aus der Bewegung vielmehr eine Rechtfertigung, sich bewusst gegen den Gewichtsverlust zu entscheiden, der in der Vergangenheit nicht geglückt ist, weil sie auch gar nicht abnehmen möchte. Daraus macht sie auch absolut keinen Hehl.

Und ganz ehrlich: Es ist wunderbar, wenn sie so im Einklang mit sich selbst ist und sich bewusst dagegen entscheidet. Go for it!

Aber sie muss dazu nicht Diäten und Sport verteufeln und Übergewicht als einen Mythos darstellen.

Das wohl größte Problem an ihrem Content ist, dass sie Informationen in einem anderen Licht darstellt, als sie wirklich sind. Dazu nutzt sie gezieltes Framing und beruft sich ausschließlich auf Inhalte, die sie in ihren Behauptungen unterstützen. Aber am Ende kommt es – auch beim Bloggen! – darauf an, Fakten zu verbreiten. Und nicht irgendwelche Informationen, die man nicht kritisch hinterfragt, nur weil sie zu dem passen, das man selbst gerne glauben würde.

Auch den Lesern gegenüber ist das nicht fair.

Aber damit scheint es Marshmallow Mädchen ja ohnehin nicht ganz so zu haben.

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“Ohne Werbung” sei ihre Seite, schreibt sie. Wenn mir sowas ins Auge fällt, bin ich ja sowieso die erste, die sowas kritisch hinterfragt. Vor allem wenn ich weiß, dass besagte Dame auf Instagram regelmäßig Eigenwerbung für ihre Mitgliedschaften macht. Und wer sowas toleriert: Okay. Versteh ich, würde ich bei so einer Aussage auch. Aber was ist mit so etwas?

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Oder mit so etwas?

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Darüber hinaus, gibt es auch noch eine eigene Unterseite für Kooperationen, auf der Informationen darüber stehen, “durch eine professionelle Zusammenarbeit mit Marshmallow Mädchen von seiner mode- und gesundheitsbewussten weiblichen Zielgruppe” zu profitieren. Und das Wort “gesundheitsbewusst” finde ich an der Stelle überaus makaber, aber dazu nachfolgend noch mehr.

Keine Ahnung, wie es bei dir aussieht, aber sowas triggert mich. Denn wer “ohne Werbung” als eines der großen Pro-Argumente für die eigene Seite nennt und dann aber doch Werbung macht, scheint seiner einstigen Überzeugung nicht treu geblieben zu sein. Das wirkt mir dann mehr wie jemand, der das große Potential darin erkannt hat, wie viel Geld sich auch mit solchen Themen machen lässt. Folglich wird auch regelmäßig neuer Content benötigt. Und was eignet sich dabei besser als reißerische Überschriften, die sich auf keinerlei Fakten stützen?

Zeit also, die Inhalte des Blogs einmal genauer zu untersuchen, damit du verstehst, warum ich es so problematisch finde, wozu die Bewegung hier genutzt wird.

In “Hör endlich auf, Sport auf der Waage zu beurteilen” schreibt sie:

Ich bin entspannter und resilienter; ich fühle mich besser und wohler; ich schlafe tiefer und ruhiger; meine Blutdruck-, Blutzucker- und Blutfettwerte (die entgegen der Unkenrufe stets im Normbereich lagen) sinken – und das vollkommen unabhängig von meinem Gewicht

Und der ganze Artikel befasst sich damit, dass Sport eigentlich nur dazu da wäre, um Gewicht zu verlieren. Um an der Stelle mal eine Freundin von mir zu der Sache zu zitieren: Ich hab schon viele Blogs zu Sport und gesund leben gelesen, aber das ist so ziemlich der erste Beitrag, den ich lese, in dem behauptet wird, Sport wäre nur zum Abnehmen da.

Übrigens hindert einen der eigene Körper trotz Sport womöglich daran, Gewicht zu verlieren. Nämlich, wenn er unter Stress steht. Das hat dann nicht nur mit Heißhungerattacken und Frustessen zu tun, sondern mit unseren Hormonen. Die Wissenschaft hat einen direkten Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Fettleibigkeit längst nachgewiesen. Hier ein paar Studien zum Thema:

Aus diesem Grund ist es auch möglich, dass Blutzuckerwerte, Blutdruck und dergleichen (zumindest für einen gewissen Zeitraum!) im Normbereich liegen können, und das trotz hohem Übergewicht.

Wie lange genau dieser Zeitraum sein kann, ist von einem Menschen zum anderen unterschiedlich. Jeder hat einen anderen Stoffwechsel. Dass aber auf jeden von uns irgendwann Schäden durch starkes Übergewicht warten, ist genauso erwiesen.

  • Das Skelett nimmt durch andauernde Gewichtsbelastung Schaden. Gelenke schmerzen und werden schneller brüchig.
  • Arterien verstopfen durch Ablagerungen von Fettzellen. Das Risiko von Blutgerinnseln und Schlaganfällen steigt.
  • Innere Organe verfetten, dadurch steigt auch das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
  • Sodbrennen kann zu einem chronischen Begleiter im Leben werden.
  • Man steigert das eigene Risiko, an Diabetes zu erkranken.
  • Darüber hinaus ist es unheimlich schwierig, einen einmal zerschossenen Stoffwechsel wieder auf die Bahn zu bringen.

Aber genauso können übrigens auch schlechte Zähne auf Dauer das Risiko zum Herzinfarkt erhöhen. Es macht also keinen Sinn, den Gesundheitszustand eines Körpers andauernd auf ein einziges Detail zu reduzieren. Am Ende kommt es auf das Gesamtbild an. Daher ist es auch so wichtig, einen insgesamt gesunden Lebensstil zu entwickeln. Zu dem kann Sport gehören, muss es aber nicht. Jede Bewegung ist am Ende in Ordnung. Genauso braucht es auch frische Luft, Vitamin D durch Sonnenlicht, eine gesunde Psyche… – du kannst dir ja selbst denken, wie lang die Liste ist.

Um nochmal auf das Zitat aus dem Blog zurückzukommen: Die Entspannung wird deshalb gekommen sein, weil sie aufgehört hat, gegen ihren eigenen Willen zu arbeiten. Nicht für jeden Menschen wäre Sport das richtige Mittel, um abzunehmen. Wer das nur dafür tut, ohne andere Überzeugung, wird höchstwahrscheinlich durch die ausgeschütteten Stresshormone daran gehindert, auch wirklich Gewicht zu verlieren. Ganz egal, wie lange der Sport dann betrieben würde. Daher braucht es ja auch eine wirkliche Motivation zum Abnehmen.

Marshmallow-Mädchen-Prozentzahlen

Diese Zahlen befinden sich auf der Startseite. Ohne weiteren Kontext. Woher sie stammen, ob sie dafür selbst eine Umfrage oder eine Studie durchgeführt hat, ob diese ausschließlich auf ihren persönlichen Erfahrungswerten basieren oder sie einfach willkürlich gewählt wurden, ist nicht klar. Der Leser wird einfach damit konfrontiert, ohne die Chance zu haben, sie zu hinterfragen.

Und dann wird man auch direkt in die verschiedenen Programme gelotst, die vom Marshmallow Mädchen angeboten werden. Es gibt Workshops in Form eines Newsletters, der den Leser gekonnt an den Blog bindet, einen Modefinder, der mit etlichen Affiliate-Links gespickt ist und diverse weitere Unterstützungsmöglichkeiten in Form einer Mitgliedschaft.

Um das auch größtmöglich auszunutzen, gibt es wie gesagt zahlreiche Blogartikel, deren Titel kaum reißerischer sein könnten. Sie beziehen sich auf Fakten, die nicht belegt werden können und gehen nicht objektiv auf die Sachlage ein. Ich führe nachfolgend ein paar Beispiele an.

Wie Diäten dich dick und krank machen” mit folgenden Behauptungen:

  • Diäten funktionieren nicht
  • Diäten machen dich nicht schlank
  • Diäten machen dich dick
  • Diäten machen dich krank
  • Gesundheitliche Risiken durch Diäten (Diäten würden zu Knochenschwund führen, Risikofaktoren sind noch stärker ausgeprägt als vor der Diät)
  • Diäten führen zu Essstörungen
  • Diäten vergiften dich (trotz dem Satz “Diäten selbst sind natürlich nicht Schuld am Vorhandensein der POP.” wurde diese Überschrift gewählt)
  • Diäten machen dich dick und krank

Und das sind nur die Überschriften in diesem Blogeintrag! Eine einzige Überschrift finde ich nicht problematisch und kann ich auch völlig so unterstreichen: “Der Jo-Jo-Effekt macht dich krank”

Ich nehm mir einfach mal stichprobenartig einen Absatz aus diesem Blogeintrag raus.

Diäten führen zu Essstörungen

Eindeutig nachgewiesen ist zudem, dass ein restriktives Essverhalten, also Diäten, der mit Abstand größte Risikofaktor für Essstörungen sind [Link zu „Onset of adolescent eating disorders“]. Auch der Einsatz von „diätischen Hilfsmitteln“ wie Diätpillen und Abführmitteln kann den Einstieg in die Essstörung bedeuten [Link zu „Diet Pill and Laxative Use for Weight Control and Subsequent Incident Eating Disorder“].

In der ersten Studie geht es darum, dass Diäten der größte Risikofaktor für Essstörungen sein können. In der Studie geht es aber nicht darum, dass Diäten per se zu Essstörungen führen, wie das hier von Marshmallow Mädchen dargestellt wird. Es geht darum, dass heranwachsende Frauen, die eine strenge Diät halten, ein 18-mal höheres Risiko für eine Essstörung entwickeln als jene, die keine Diät machen. Wer eine moderate Diät hält, entwickelt fünfmal häufiger eine Essstörung. Tägliche Bewegung (bzw. Sport) scheint laut dieser Studie eine weniger riskante Strategie zur Gewichtskontrolle zu sein. Und: Das Vorherrschen von Essstörungen bei Frauen wird größtenteils durch die höheren Raten früherer Diäten und psychiatrischer Morbidität erklärt.

Wir haben also eine Studie von Jugendlichen, die höchstwahrscheinlich aufgrund falsch vermittelter Werte körperlicher Schönheit schon mehrfach eine Diät eingehalten haben und dadurch psychische Probleme und auch eine Essstörung entwickelt haben. Mir ist ehrlich schleierhaft, wie man das als Argument gegen eine Diät bei starkem Übergewicht heranziehen kann.

Schauen wir uns die zweite Studie an. Die sie lustigerweise nicht verlinkt hat, sondern die Suche danach. Aber egal. Es geht in dieser Studie darum, dass Diätpillen und Abführmittel bei jungen Frauen in den USA zu Essstörungen geführt haben. Ich übersetze an der Stelle direkt aus der Studie:

Untersuchungen haben gezeigt, dass ungesunde Verhaltensweisen zur Gewichtskontrolle, einschließlich der Einnahme von Diätpillen und Abführmitteln zur Gewichtskontrolle, das Risiko für die Entwicklung von Essstörungen erhöhen können.

Diese Studie sagt also bereits aus, dass die Einnahme von Diätpillen und Abführmitteln eine ungesunde Verhaltensweise zur Gewichtskontrolle ist. Eine Information, für die viele wohl gar nicht erst eine Studie gebraucht hätten. Man könnte auf Marshmallow Mädchen auch Alternativen dazu bieten und kritisch hinterfragen, warum sich überhaupt Personen dazu genötigt fühlen, so etwas zu tun, anstatt sie mit sämtlichen anderen Diäten, die auf dieser Welt existieren, auf eine Stufe zu stellen.

Wenn sich jemand einfach hinstellt und mit solchen Studien im Gepäck behauptet, dass Diäten zu Essstörungen führen, ist das dasselbe als würde ich jetzt behaupten, Donuts helfen beim Abnehmen oder Salat würde fett machen. Dann verlinke ich noch eine Studie dazu, dass man von zu viel Mayonnaise einen Herzinfarkt bekommen kann et voila, meine Studie hat nichts mit dem genannten Fakt zu tun, obwohl die Studie selbst schon ihre Daseinsberechtigung hat und ich kann einfach die Ansichten vertreten und hoffen, mir würde niemand widersprechen. Und tut es dann doch jemand, kann ich ihm noch immer Body Shaming unterstellen. Immerhin habe mich Salat dicker gemacht und die Donuts beim Abnehmen nicht geholfen. (Nein, nicht wirklich, aber ich brauche ein übertriebenes Beispiel, um zu zeigen, wie haltlos die von Marshmallow Mädchen genannten Fakten und Argumente einfach sind!)

In ihrem Artikel “Verursacht Mehrgewicht Krankheiten?” schreibt sie:

So konnte bisher auch keine Studie nachweisen, dass Übergewicht zu Diabetes führt [Link zu „Biomedical Rationale for a Wellness Approach to Obesity: An Alternative to a Focus on Weight Loss“]. Stattdessen zeigt die Diabetesforschung immer wieder und übereinstimmend, dass die Ursachen von Diabetes – sowohl Typ 1 als auch Typ 2 – in den Genen liegen.

Wann sie ihren Artikel veröffentlicht hat, sehe ich nicht, denn es gibt keine Datumsangabe auf ihrem Blog. Aber sehen wir doch mal, was ich nach 5 Minuten googlen so finde.

Die im Fachblatt Diabetologia veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass Übergewicht und Gewichtszunahme zu Gefäßstörungen führen können, die Haupterkrankungs- und Mortalitätsursache für Menschen mit Typ-2-Diabetes sind. Von der Ernährungsumschau, Februar 2021

Eine weitere Folge: Zu viel Bauchfett erhöht auch das Risiko für Typ-2 Diabetes. Wissenschaftler der Uniklinik Köln und des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung haben nun herausgefunden, warum das so ist. Vom Standard, Juli 2017 – geht dabei übrigens um diese Studie

Weitere Studien und Links zum Thema:

An der Stelle übrigens eine sehr interessante Studie: Es ist am wichtigsten, Fettgewebe zu verlieren und nicht Gewicht an sich. Ein gutes Pro-Argument, warum es beim Abnehmen nicht rein um BMI und Gewichtsverlust geht. Aber selbstredend kein Grund, sämtliche Diäten dieser Welt zu verteufeln und einfach zu sagen: “Scheiß drauf, ich bleib jetzt so und verkauf das anderen Leuten auch als okay.” Denn das ist es, womit ich so ein Problem habe.

Würde man offen und transparent über diese Themen aufklären, auch mit Studien, die Gegenteiliges behaupten und darauf hinweisen, dass Übergewicht krank machen kann, auch wenn es nicht so sein muss, dann würde man wenigstens nicht zahlreiche Leser gefährden, sich den hohen Risiken auszusetzen. Hier wird einfach völlig unreflektiert die Botschaft vermittelt, dass man ruhig so viel Gewicht haben möchte, wie man will, sämtliche Diätprofis und Ärzte würden eh nicht wissen, wovon sie sprechen, man solle sich auch gar nicht erst die Mühe machen, da irgendwelche Gespräche zu führen und das Gewicht sei keinesfalls für bekannte Gesundheitsrisiken verantwortlich.

Es geht schließlich um tumblr_inline_n3i9glPPUm1qid2nw Selbstakzeptanz  tumblr_inline_n3i9glPPUm1qid2nw! Wer Probleme mit Kurzatmigkeit, Herzstechen, schmerzenden Gelenken oder damit hat, dass er sich die Schuhe schon nicht mehr richtig binden kann, hat einfach noch nicht akzeptiert, dass auch fette Körper schön sein können.

So etwas finde ich unverantwortlich. Das hat nichts mehr mit Body Positivity zu tun, das ist ein Hohn für diese tolle Bewegung. Es ist eine Inkaufnahme davon, die Gesundheit anderer zu gefährden, um einen persönlichen Profit daraus zu ziehen.

Ich bin an dieser Stelle froh, dass die Einträge auf Instagram unter den genannten problematischen Hashtags hauptsächlich von diesem einen Blog zu stammen scheinen.

Aber auch davon abgesehen beobachte ich eine Entwicklung, die mich besorgt stimmt.

Immer öfter scheint es darum zu gehen, ungesunde Körper zu glorifizieren. Das gilt nicht nur für extrem dicke Menschen, deren Körper bereits an ihre Belastungsgrenzen gelangen. Das betrifft genauso auch Menschen, die sich förmlich in den Tod hungern und an kritischen Essstörungen leiden.

Niemand von uns darf sich anmaßen, einen unbekannten Menschen als gesund oder ungesund abzustempeln. Das ist der Sinn von Body Positivity. Das und dass nicht länger Schönheitsbilder gestreut werden, die Menschen überhaupt erst dazu bringen, solche gravierenden psychischen Probleme zu entwickeln.

Menschen müssen zweifelsohne akzeptieren, dass nicht jeder Körper gleich geformt ist und dass es trotz allem am Ende die Sache des einzelnen ist, wenn er sich dazu entscheidet, sein Leben trotz allen bekannten Studien in eine ungesunde Richtung zu lenken. Genauso ist es auch die Entscheidung jedes einzelnen, wann und wie er einen Arzt aufsucht, ob er Alkohol trinkt, raucht, sich überarbeitet oder andere Dinge tut, die nicht gut für seinen Körper sind.

Aber wir dürfen die Body Positivity Bewegung nicht dazu benutzen, ein so ungesundes Verhalten zu glorifizieren. Das wäre, als wenn wir Mental Health Bewegungen unterwandern, um dann den Betroffenen von Burnout weißzumachen, dass sie sich ruhig so überverausgaben dürfen, es gäbe schließlich keine Studien, die uns zweifellos weißmachen, dass ein langanhaltend hoher Puls zu gesundheitlichen Schäden führe – während es etliche Studien genau darüber gibt.

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